Dieter Glasmacher lebt und arbeitet als Freier Künstler in der Nähe von Hamburg.
Werk
Beeinflusst von der klassischen Moderne, gerade dem Dadaismus, und Strömungen zeitgenössischer Kunst wie den Arbeiten von Jean Dubuffet, der Art brut, der expressiven Malerei der Gruppe COBRA und der Pop Art, hat Glasmacher in vielen Schaffensjahren eine sehr eigenständige Position und eine lebendige, originelle Bildwelt entwickelt. Prägend für seine Bildwelten wirken außerdem Fernsehen, Kino, Werbung, Graffiti und andere Formen der Straßenkunst, ebenso wie die „Geheimspuren“ des öffentlichen Raums, Worte und Kritzeleien, wie man sie in Pissoirs, an Bushaltestellen oder Häuserwänden findet. Sein Hauptthema ist seine „Betroffenheit von aktueller gesellschaftlicher Unterdrückung und Deformation.“ (W.Brodersen/C. Mewes)
Allen seinen Arbeiten haftet ein collageartiger Charakter an: Scheinbar zusammenhanglos kombiniert er Figuren, Zeichen, Farbfelder und Schriften. Sie bilden Erfahrungsstückchen, die assoziativ zu einem Puzzle zusammengefügt sind und wiederum Assoziationsketten beim Betrachter auslösen. „Betrachter werden sichtbar“, heißt dann auch eins der Glasmacher’schen Bilder. Meist stellt Glasmacher starke Emotionen wie Wut, Trauer oder sexuelle Begierde heraus, aber auch buntleuchtende Lebensfreude, Witz, Humor und die Freude an Sprachkapriolen, die sich vor allem an Slogans und Headlines abarbeitet, wird in Bildern thematisiert.
Leben
Nach einer Ausbildung als Patroneur und Musterzeichner studierte Dieter Glasmacher von 1963 bis 1968 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Noch während seiner Studienzeit nahm er an ersten überregionalen Ausstellungen teil und engagierte sich in Künstlergemeinschaften. So gründete er 1965 mit Gunter Gerlach, Herman Prigann, Werner Nöfer und Dirk Zimmer (Dizi) die Künstlergruppe Cruizin 4 (Syndikat für Kunstbetrieb). 1966 erhielt er ein einjähriges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nach Zürich. In den folgenden Jahren wurde sein Werk in Galerien und Museen in nahezu allen größeren Städten Deutschlands und im europäischen Ausland präsentiert. Ab den 1980er Jahren kamen auch Ausstellungen außerhalb Europas dazu, etwa in Afrika und Lateinamerika. Neben der Malerei bediente sich Glasmacher auch diverser anderer künstlerischer Medien: Von der Kunstaktion („Weltmeisterschaft im Dauermalen“, „Heintje-Forschung“, „Aus Euch wird nichts“), dem Trickfilm bis zur frühen Streetart, etwa 1968 das Wallpainting an dem Hamburger Musikklub Grünspan, eines der ersten Wallpaintings in Deutschland (gemeinsam mit Werner Nöfer).
Schon früh zeichnete sich in Glasmachers Arbeiten und Aktionen sein gesellschaftspolitisches Engagement ab: Kritische Beiträge zum Kunstbetrieb sowie Demonstraktionsakte im Zuge der 68er-Bewegung machten ihn bekannt und Glasmacher wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht. So wurde er etwa 1973 zusammen mit Kurt Rosenthal beim Internationalen Trickfilm-Festival in Guadalajara, Mexiko, für den Trickfilm Maria Martinez Lopez ausgezeichnet und erhielt 1979 den renommierten Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg.
Ende der 1970er Jahre und Anfang der 1980er Jahre unternahm Dieter Glasmacher einige mehrmonatige Studienreisen durch Westafrika.
Von 1980 bis 1995 war Glasmacher Professor der Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Design. 1989 war er Gastdozent an der Hochschule für Schöne Künste, Abidjan, Elfenbeinküste. Von 1995 bis 2003 lehrte Glasmacher als Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, im Fachbereich Gestaltung.
Seit 1980 ist Dieter Glasmacher Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und seine Arbeiten wurden im Laufe der Zeit in über 70 Einzelausstellungen und mehr als 140 Gruppenausstellungen gezeigt. Dieter Glasmacher lebt und arbeitet in der Nähe von Hamburg.
Kurzbiographie
1940 geboren in Krefeld-Uerdingen
1955 – 1958 Ausbildung als Patroneur und Musterzeichner
1958 – 1960 besucht Abendkurse „Zeichnen“ an der Werkkunstschule Krefeld
1963 – 1968 Übersiedlung nach Hamburg. Studium der Malerei an der Hochschule
für Bildende Künste in Hamburg bei Prof. Hans Thiemann und Prof. Klaus Bendixen
1966 CRUIZIN, 4 Aktionen – „Weltmeisterschaft im Dauermalen“ – „Kniebeugen“, Hamburg.
„Aus Euch wird nichts“, Zimmertheater Tübingen
1968 Stipendium des DAAD
1969 malt zusammen mit Werner Nöfer das zeitlich erste Wallpainting Europas,
an dem Grünspan-Gebäude in der Großen Freiheit, Hamburg.
Wandmalerei Böttcherstraße Bremen
1970 beginnt die Heintjeforschung – Versuch einer Spurensicherung
1971 dreht zusammen mit Albert Krogmann für den NDR III den Film „Heintje-Forschung“
1972 zeigt zusammen mit Kurt Rosenthal produzierten Trickfilm „Maria Martinez Lopez“
auf den Filmfestspielen Oberhausen – der Film wird mit dem Diplom des International
Council of Grafic Design Associations ausgezeichnet. „Heintje-Forschung“ wird auf dem
2eInternasionale Festival von Elektroniese Musziek en Mixed Media in Gent gezeigt.
1973 der Film „Maria Martinez Lopez“ erhält beim Internationalen Trickfilm-Festival in
Guadalajara, Mexiko, den 2. Preis.
1977 1. mehrmonatige Studienreise durch Westafrika
1979 erhält den Edwin-Scharff-Preis der Freien- und Hansestadt Hamburg
1980 zusammen mit Adam Jankowski 3-monatige Studienreise durch Westafrika
1980 – 1995 Professor an der Fachhochschule für Grafik-Design in Düsseldorf.
Wahl zum Mitglied der Freien Akademie der Künste, Hamburg
1981 malt vier großformatige Wandmalereien für das Bürohaus Rosenstraße, Hamburg
1982 segelt im Sommer in die Arktis und nach Spitzbergen
1985 Studienreise nach Ägypten, dort Ausstellung 2 x 3 Künstler aus Hamburg im
Goethe-Institut, Kairo und Goethe-Institut, Athen
1986 Atelier in Wischhafen/Neulandermoor an der Elbe
1989 Studienreise nach Peru. Einzelausstellung im Goethe-Institut, Lima.
Gastdozent an der Hochschule für Schöne Künste, Abidjan, Elfenbeinküste
1991 Gastprofessor Internationale Akademie für Kunst und Gestaltung, Pentiment, Hamburg
1995 – 2003 Professur an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachbereich Gestaltung, Hamburg
2016 Arbeitsstipendium Hiddensee
2016 Kunstpreis der Heitland Foundation